Energetische Sanierung als Chance
Dem Quartier an der Oberaltenallee in Hamburg wurde durch die Neuplanungen in der unmittelbaren Nachbarschaft ein neuer Stempel aufgedrückt. Die Straße Oberaltenallee im Westen sowie die neue Bebauung im Süden stellen eine große Herausforderung an die Neuordnung des Areals dar.
In diesem Spannungsfeld haben wir «Metamorph» umgesetzt: Wir haben ein Wohnhaus energetisch saniert und dies zum Anlass genommen, dem Gebäude ein neues Gesicht zu geben. Beides hat die Wohnqualität spürbar erhöht.
Balkone wie Wellen
Unser Entwurf für die neue Fassade reagiert auf die komplexen Standortanforderungen mit einem gestalterischen Gesamtkonzept. Die Nordseite mit dem Hauptzugang sowie der erforderlichen Feuerwehrzufahrt wurde neu entwickelt. Auffälligstes Merkmal des Grundrisskonzeptes sind die organisch geformten Balkone, die als Fertigteile eingebaut wurden.
Die Gebäudekubatur gliedert sich in weitgehend geschlossene Giebelseiten, die dem Gebäude den notwendigen «Halt» geben, sowie horizontale Belichtungsbänder an der Nord- und Südseite des Gebäudes. Neben der organischen Form der Balkone ist die abwechslungsreiche Behandlung der Brüstungen entscheidend für ein insgesamt maßstäblich wirkendes Gebäude mit ablesbaren Wohnungen.
Die neuen großzügigen Balkone weisen im alternierenden Rhythmus geschlossene und gelochte Brüstungen auf. Die thermisch getrennt vor die Fassade gestellten Bauteile gewährleisten wirtschaftliche und energetisch unproblematische Freibereiche mit hoher Qualität, die durch den gewählten Belag mit Holzgräting verstärkt wird. Das bietet den Bewohnenden ein hohes Maß an Wohnqualität.
Im Eingangsbereich vor dem Gebäude wird eine neue Zonierung geschaffen. Eine bis in die Grünzone durchgängige Pflasterung bildet neue Wege und übernimmt gleichzeitig die Funktion der Feuerwehrzufahrt. Das neue Eingangssymbol ist ein mit farbigen Glaspaneelen verkleideter Bereich, der sich in den organisch ausgeformten Aufzugsturm einschneidet.
Die Zukunft des Bauens liegt im Bestand. Welche positiven Effekte für die Bewohnenden und die Umwelt daraus resultieren, zeigt Metamorph eindrücklich.
Energiekosteneinsparung von 80 Prozent
Die umfassende energetische Sanierung beinhaltete diverse Massnahmen. Neben der 20 bis 45 cm starken Wärmedämmung der Fassaden stellt die kontrollierte Lüftung einen wichtigen Baustein im energetischen Konzept dar. Die Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung sind dezentral angeordnet. Die Lüftungsgitter in der Fassade sind mit einer metallischen Abdeckung versehen, die in unterschiedlichen Winkeln zur Fassade angebracht sind und so ein lebhaftes Spiel mit Lichtreflexionen erzeugen.
Nach der Sanierung wurde eine massive Senkung des Primärenergiebedarf nachgewiesen. Durch die Verbesserung der thermischen Hülle, die Umstellung von Heizöl auf Fernwärme und einen hydraulischen Abgleich entstanden Energiekosteneinsparung von rund 80 Prozent. Das Raumklima hat sich für die Bewohnenden merklich verbessert.
Mit unserem Gesamtkonzept wandelte sich das «graue» Hochhaus in ein energetisch optimiertes Gebäude mit zeitgemäßer, hochwertiger Ausstrahlung. Durch die individuelle, weiche Gestaltung der Fassade haben wir die Identifikation mit dem Gebäude gestärkt und die langfristige Nutzung sichergestellt.
Zahlen und Fakten
- Gebäudetyp
Wohnhaus
- Planung
LP 1-5, Teile von 8
- Realisierung
2008-2010
- Fläche
6.100 qm BGF R
- Bauherr*innen
Baugenossenschaft Fluwog-Nordmark eG
- Standort
Oberaltenallee, Hamburg
- 1. Preis
Brillux Jubiläums-Fassadenpreis 2016
- 1. Preis (Energieeffiziente Fassadendämmung)
Deutscher Fassadenpreis 2011
- Würdigung
BDA Hamburg Architektur Preis 2010
- Würdigung
Architektur Preis 2010 – Zukunft im Bestand
- Publikation - Junius Verlag
Architektur in Hamburg Jahrbuch 2010
Nächstes Projekt
- Zentraler Omnibusbahnhof
- 2024